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Zentrum für Analyse und Forschung (ZAF).

Das Logo des Zentrums für Analyse und Forschung.

Beim Zentrum für Analyse und Forschung (ZAF) handelt es sich um eine im Aufbau befindliche Forschungsstelle am Bundesamt für Verfassungsschutz.

Zielstellung und Aufgabenorganisation

Das ZAF arbeitet interdisziplinär und beschäftigt sich mit allen phänomenologischen Themenbereichen des Verfassungsschutzes. Wesentliche Zielstellung des ZAF ist es, die Analysekompetenzen des Verfassungsschutzes zu stärken. Thematische Bedarfe sollen zu diesem Zweck erhoben, selbst bearbeitet oder als Forschungsvorhaben vergeben werden. Dazu steht das ZAF im ständigen Austausch mit  einer Vielzahl wissenschaftlicher Akteure, wie Universitäten und anderen (außeruniversitären) Forschungseinrichtungen.
Darüber hinaus steht das ZAF  im Austausch mit Forschenden der Landesbehörden für Verfassungsschutz, mit der Akademie für Verfassungsschutz (AfV), dem Zentrum für Nachrichtendienstliche Aus- und Fortbildung (ZNAF) sowie der Hochschule des Bundes (HS Bund).

Leitlinien für die Tätigkeit des Zentrums für Analyse und Forschung (ZAF)

Ethikkodex

Die Forschungstätigkeit des ZAF ist Grundsätzen verpflichtet, die in einem verbindlichen Ethikkodex niedergelegt sind. Wesentliche Grundsätze sind:

  • Im Rahmen der Forschungstätigkeit des ZAF ist wissenschaftliche Integrität und Objektivität leitend. Die Tätigkeit ist den bestmöglichen wissenschaftlichen Standards von Forschung, Lehre und beruflicher Praxis verpflichtet.
  • In seiner Forschungstätigkeit ist das ZAF dem Grundsatz der inhaltlichen und methodischen Transparenz verpflichtet.
  • Bei der Präsentation oder Publikation von Erkenntnissen werden die Resultate ohne verfälschende Auslassungen von Ergebnissen dargestellt.
  • Die Finanzierungsquellen bei Forschungsvorhaben werden benannt.
  • Forschungsergebnisse aus öffentlichen Vergaben werden nach Abschluss der Analyse in geeigneter Weise öffentlich zugänglich gemacht.

Unabhängiger wissenschaftlicher Beirat

Das Bundesamt für Verfassungsschutz wird einen unabhängigen Wissenschaftlichen Beirat einrichten, der die Forschungstätigkeit des ZAF begleitet. Der Beirat hat folgende Aufgaben:

  • Fachliche Empfehlungen zu Forschungskonzepten und Forschungsschwerpunkten,
  • Unterstützung bei theoretischen und methodischen Fragen von Forschungsvorhaben sowie bei der Evaluierung der Arbeitsergebnisse,
  • Förderung der Zusammenarbeit mit Wissenschaftler/-innen und Forschungseinrichtungen sowie mit der Praxis,
  • Beratung bei der Ausweisung neuer Forschungsfelder und bei der Diskussion methodischer Neuerungen.

Standards bei der öffentlichen Vergabe von Forschungsprojekten

  • Die öffentliche Ausschreibung von Forschungsprojekten durch ZAF richtet sich nach den Vorschriften des Vergaberechts.
  • Im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung gibt ZAF Themenstellungen vor. Die Entwicklung konkreter Forschungsfragestellungen sowie der Methodik bleibt den Kooperationspartner/-innen überlassen.
  • Sofern Forschungskooperationspartner/-innen auf der für sie maßgeblichen Rechtsgrundlage personenbezogene Daten erheben, sind die Proband/-innen auf die Beteiligung des Verfassungsschutzes an dem Projekt sowie darauf hinzuweisen, dass das BfV keinen Einblick in personenbezogene Forschungsdaten, sondern allenfalls in anonymisierte Daten erhält. Zudem ist ein Konzept zum Forschungsdatenmanagement zu erstellen.

Analysen und Forschungsergebnisse

Um die Grundlagenforschung in den dafür relevanten Forschungsbereichen zu stärken, vergibt das ZAF Projektmittel an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu aktuellen Fragestellungen der Extremismus- bzw. Radikalisierungsforschung arbeiten.

Die Forschungstätigkeit des ZAF ist Grundsätzen verpflichtet, die in einem verbindlichen Ethikkodex niedergelegt sind. Im Rahmen von Projektausschreibungen werden durch das ZAF lediglich Themenstellungen vorgegeben. Die Entwicklung konkreter Forschungsfragen sowie der Forschungsmethodik obliegt, wie auch in diesem Fall, vollständig den Forschenden.

Die vorliegende Publikation ist der Abschlussbericht eines Forschungsprojektes, das das Zentrum für Analyse und Forschung an die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München) vergeben hat.

Der Bericht zum Thema „Online-Radikalisierung“ befasst sich mit dem Aspekt des strategischen Mainstreamings. Hier wird versucht, den öffentlichen Diskurs in Richtung radikaler Positionen zu verlagern, ohne dass dies so wahrgenommen oder unmittelbar mit spezifischen Ideologien assoziiert wird. Mainstreaming kann zur Verringerung von Reaktanz gegenüber extremistischen Ideologien, Akteuren oder Praktiken führen und sie können sich somit stärker in der Mitte der Gesellschaft verankern.

Das maßnahmenbezogene Protestgeschehen rund um die Covid-19-Pandemie hat deutlich gemacht, welche Rolle soziale Medien innerhalb der Kommunikationsstrategien extremistischer Akteure spielen und welche Bedeutung die Rezeption dort verbreiteter Narrative in individuellen Radikalisierungsprozessen haben kann.

Im Rahmen des Projektes liefern die Forschenden der LMU München basierend auf einer systematischen Literaturanalyse erste Ansätze zur Entwicklung einer theoretischen Konzeptualisierung und empirischen Operationalisierung von strategischen Mainstreaming. In einer anschließenden empirischen Betrachtung wird am Beispiel der Telegram-Kommunikation der Coronamaßnahmenprotestbewegung unter anderem diskutiert, inwieweit durch strategisches Mainstreaming eine Brücke zwischen radikalen bzw. extremistischen Milieus und der breiten Bevölkerung entstehen kann und welche Narrative und Strategien dabei überwiegend genutzt werden.

Wissenschaftskonferenz 2023

Am 5. und 6. September veranstaltete das Zentrum für Analyse und Forschung am BfV (ZAF) in Berlin die Wissenschaftskonferenz 2023 zum Thema „Meinungsbildung 2.0 – Strategien im Ringen um Deutungshoheit im Digitalen Zeitalter“.

 Die Konferenz fand als hybride Veranstaltung statt: Mit rund 150 Teilnehmenden vor Ort und ca. 70 via Livestream zugeschalteten Interessierten wurden in verschiedenen Formaten diverse Aspekte des Themas beleuchtet.

 Während sich die erste Wissenschaftskonferenz des ZAF im Jahr 2021 dem Thema „Extremismus und Sozialisation“ gewidmet hatte, nahm die diesjährige Veranstaltung die Strategien in den Fokus, die staatliche und nichtstaatliche Akteure nutzen, um Meinungsbildungsprozesse zu beeinflussen und sich im Kampf um Deutungshoheit durchzusetzen. Der Präsident des BfV Thomas Haldenwang hob in seiner Eröffnungsrede die besondere Relevanz des Themas hervor, da die Grundlage der Meinungsfreiheit ganz wesentlich in der Freiheit zur qualifizierten Meinungsbildung liege:

 „Und an dieser Stelle offenbart sich die enorme Brisanz unseres Konferenz-Themas, insofern wir die teilweise dramatischen Auswirkungen der sogenannten Informationsgesellschaft – die oftmals als Desinformationsgesellschaft erscheint – auf Meinungsbildungs-Prozesse betrachten werden. Wir fokussieren ein Phänomen, das zweifellos eine gesamtgesellschaftliche Tragweiter besitzt und momentan durch die galoppierenden Entwicklungsschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz in aller Munde ist.“  

Der bei der diesjährigen Wissenschaftskonferenz angestrebte transparente und kontroverse Austausch auf Basis seriöser Forschung und Methodik sei das Gegenprogramm zu ideologisch motivierter Propaganda und Fake News. Mit der Veranstaltung solle in Form und Inhalt zum Ausdruck gebracht werden, dass der Auftrag und die Intention des BfV in vielerlei Hinsicht deckungsgleich mit der freien Wirtschaft seien.

Fachleute aus Wissenschaft und Nachrichtendiensten tauschten sich sodann mit Vorträgen in verschiedenen Formaten (Impulsvorträge, Panels, Keynotes) zu dieser Thematik aus. Im Rahmen einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden die diversen Aspekte möglicher Handlungsfelder der Bereiche Nachrichtendienste, Wissenschaft und Medien im Hinblick auf die digitale Transformation der Öffentlichkeit betrachtet.

Die Resonanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz war durchweg positiv, der Austausch konstruktiv.

Eine der wesentlichen Zielstellungen der ZAF ist die Förderung des interdisziplinären Austauschs zwischen Wissenschaft und Nachrichtendiensten, um die Analysekompetenz des Verfassungsschutzes zu stärken. Mit der Wissenschaftskonferenz 2023 wurde das Netzwerk zwischen dem Verfassungsschutz und der Wissenschaft weiter ausgebaut.

Call for Papers zur Wissenschaftskonferenz 2023

Wir möchten uns bei allen Wissenschaftler-/innen sowie Vertreter/-innen aus Politik und Praxis ganz herzlich für die zahlreichen Einreichungen für einen Beitragsvorschlag bedanken. Sie werden über das Ergebnis über die Annahme und Einordnung der Vorträge sowie der Poster in das Tagungsprogramm voraussichtlich im Juni 2023 per E-Mail benachrichtigt.


Angenommene Beiträge werden im Verlauf der Veranstaltung im Rahmen von maximal 15-minütigen Vorträgen oder als Poster präsentiert. Im Anschluss an die Konferenz ist die Publikation eines Tagungsbandes mit allen Beiträgen geplant.

Videos der Wissenschaftskonferenz 2023

Panel 1 - Die Macht der Meinung: Strategische Beeinflussung und Diskursbildung

Strategisches Mainstreaming radikaler Ideen in Querdenkens Telegram-Kommunikation?

Alltagsästhetik, Lebenswelt und (Rechts-)Extremismus. Für eine qualitative, alltagskulturelle Analyse (rechts-)extremer Ideologien, Narrative und Akteure

Intermediales Agenda-Setting von Rechtsaußen: Drei Fallstudien zu Spillover-Effekten durch alternative Medien

Mainstreaming oder die Normalisierung extremistischer Ideen: Definition, Forschungsbedarf, Indikatoren und Hypothesen

Panel 2 - Analyse im digitalen Zeitalter: Neue Zugänge

Der Sound der Desinformation: TikTok, Computational Propaganda und die Invasion der Ukraine

Die Wirkung von Fake News auf individueller Ebene vorhersagen: Kognitive Wirkmechanismen und Algorithmen

Panel 3 - Der virtuelle Raum: Bühne für Manipulation und Desinformation

Meinungsbildung 2.0 meets Web3.0 - Bewertung des Missbrauchspotentials von rechtsextremen NFTs bei der digtalen Meinungsbildung im Internet der Zukunft

Anti-Government-Extremism: Von der Pandemie, Social Media und Verschwörungstheorien zu einer neuen hybriden Bedrohungslage?

Der Neoeurasismus Alexander Dugins als kulturhegemoniale Strategie im Wandel – zwischen geopolitischer Agenda und virtuellem Verschwörungsmythos

Panel 4 - Staat, Medien und Wirtschaft: Zwischen Beeinflussung und Empowerment

Die AfD und der maßnahmenkritische Protest während der Corona-Pandemie in Sachsen und Bayern

"Eher Nein" - Das Wissen über Desinformation in Schlüsselpositionen der deutschen Wirtschaft und des Journalismus

Digitales Wissen in der Krise?

Kontakte und Konflikte mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und Familien mit menschen- und demokratiefeindlichen Überzeugungen oder Verschwörungserzählungen in den Regelstrukturen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland: Verbreitung, Bedarfslagen und Erfahrungen der Fachkräfte

Panel 5 - Meinungsbildungsprozesse: Akteure und Mechanismen

Der Einfluss von Ingroup-Stimmen auf die Meinungsbildung in Social-Media-Newsfeeds - Befunde einer experimentellen Studie

Deutungskämpfe um die deutsche Kolonialgeschichte im diachronen Vergleich

Panel 6 - Verschwörungsnarrative: Die Macht der Erzählungen

Ein grandioses Selbst, von Feinden umgeben? Effekte von antagonistischen Narzissmus auf Medienbewertung und Verschwörungsglaube

Verbreitung von Rezeption und Verschwörungstheorien und Mobilisierungsaufrufen auf Telegram

Der schleichende Tabu-Bruch (Die Entwicklung antisemitischer Narrative in saarländischen Telegram-Gruppen im Kontext der Corona-Pandemie)

(Verschwörungs-)Narrative in Social-Media-Posts als Redaktion auf die Großrazzia im Reichsbürgermilieu im Dezember 2022

Panel 7 - Meinungsbild 2.0: Zentrale Akteure als treibende Kraft der Einflussnahme

Wo Wölfe Kreide fressen - Die rechtsextreme Infrastruktur auf Facebook, Instagram und YouTube

Meinungsbildung durch Superuser am Beispiel des Telegramkanals der Rechtsradikalen Partei Freie Sachsen

Nur noch "Meinungsdiktatur" und "Cancel Culture" - Ursachen und Kontexte der Wahrnehmung eingeschränkter Meinungsfreiheit

Panel 8 - Prävention und Gegenmaßnahmen: Implikation für Politik und Praxis für einen demokratischen Diskurs

Wer glaubt an Verschwörungstheorien über COVID-19?

Wie viel Regulierung brauchen wir? Die Regulierung von Desinformation aus evidenzbasierter Sicht.

Toxische Narrative entkräften - Trainingsprogramm für Journalist:innen

Impulsvorträge, Keynotes und Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussion: Digitale Transformation der Öffentlichkeit

Keynote "Trolle gibt es nicht nur im Märchen - Propaganda, Hass und Desinformation im Internet"

Impulsvortrag "Desinformation als Instrument fremder Mächte und Nachrichtendienste"

Impulsvortrag "Desinformation als Narrativ"

Wissenschaftskonferenz 2021

Am 16. und 17. September 2021 fand in Berlin die erste interdisziplinäre Wissenschaftskonferenz des Zentrums für Analyse und Forschung (ZAF) am Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) statt. Diese war dem Thema „Extremismus und Sozialisation“ gewidmet.

Pressemitteilung zur Wissenschaftskonferenz

An zwei Tagen wurden insgesamt 28 Vorträge aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie, Kommunikationswissenschaft oder Linguistik gehalten. Der nun vorliegende Tagungsband beinhaltet zwölf dieser Beiträge.

Die Beiträge widmen sich dem Themenkomplex „Extremismus und Sozialisation“ aus verschiedenen Blickwinkeln und leis­ten einen Beitrag, das Verständnis für Radikalisierungsprozesse zu stärken. Sie stellen die Perspektive und Forschungsergebnisse der Beitragenden dar, die nicht deckungsgleich mit den Einschätzungen und Bewertungen des Verfassungsschutzes sein müssen.