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Akteure und Aktionsfelder.

Die Aufnahme zeigt ein Schachbrett, auf dem sich weiße und schwarze Figuren in einer Partie gegenüber stehen

In und gegen Deutschland sind ausländische Nachrichtendienste mit zum Teil konspirativen Methoden aktiv. Sie arbeiten im Auftrag ihrer jeweiligen Regierung und werden durch diese gesteuert.

Die politischen Prioritäten der jeweiligen Staatsführung bestimmen dabei die Arbeitsschwerpunkte der Nachrichtendienste. Dabei suchen sie nach Informationen aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Bereichen.

Zentrale Akteure

In Deutschland unterhalten viele Staaten diplomatische und konsularische Vertretungen. In einigen davon existieren sogenannte Legalresidenturen.

Legalresidenturen sind Stützpunkte eines ausländischen Nachrichtendienstes, abgetarnt in einer offiziellen Vertretung, z. B. in einer Botschaft oder einem Generalkonsulat oder in einer halboffiziellen Vertretung im Gastland, wie beispielsweise einer Nachrichtenagentur oder staatlichen Fluggesellschaft.

Die dort beispielsweise dem Anschein nach als Diplomaten oder Journalisten tätigen Geheimdienstmitarbeiter (Agenten) betreiben entweder selbst - offen oder verdeckt - Informationsbeschaffung oder leisten Unterstützung bei nachrichtendienstlichen Operationen.

Viele Nachrichtendienste leiten Operationen direkt aus den Dienstzentralen in ihren Herkunftsstaaten. Neben der digitalen Informationsübermittlung reisen Führungsoffiziere in diesem Zusammenhang auch kurzfristig nach Deutschland, um Agenten zu treffen. Auch Zusammenkünfte zwischen Agent und Führungsoffizier im jeweiligen Heimatland oder in einem Drittstaat sind üblich.

Den gegenwärtigen Schwerpunkt der Arbeit der Spionageabwehr bilden die Nachrichtendienste der Russischen Föderation, der Volksrepublik China, der Islamischen Republik Iran, der Republik Türkei und einiger weiterer Staaten insbesondere des Nahen und Mittleren Ostens. Im Rahmen des 360-Grad-Blicks können aber alle Nachrichtendienste in den Fokus des Bundesamtes für Verfassungsschutz geraten, sofern sie Aktivitäten gegen die Interessen Deutschlands entfalten.

Aktionsfelder

Einen Großteil ihrer Informationen beziehen ausländische Nachrichtendienste aus offenen Quellen. Dazu werten sie regelmäßig Medien und Fachpublikationen im jeweiligen Zielland aus. Eine traditionell besonders wichtige Ressource für Informationen bleiben im Bereich der Spionage aber menschliche Quellen.

Menschliche Informationsquellen

Die Aufnahme zeigt eine 3D-Visualisierung von einem Sozialen Netzwerk, bei der eine Person in den Fokus genommen wurde
BeeBright / iStock / Getty Images Plus

Für fremde Nachrichtendienste sind besonders solche Personen von Interesse, die als Informationsquellen für eine längerfristige Nutzung geeignet erscheinen. Wichtige Kriterien bei der Auswahl sind hier etwa die jeweiligen aktuellen Zugangsmöglichkeiten zu wertigen Informationen oder auch die beruflichen Perspektiven einer Zielperson. In den Fokus rücken somit häufig unter anderem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im parlamentarischen Bereich, in Ministerien, Behörden und Unternehmen sowie in Forschung und Wissenschaft, aber auch Angehörige der Bundeswehr können von Interesse sein.

Spionage und Einflussnahme im Allgemeinen wie auch die Anwerbung von menschlichen Quellen durch fremde Nachrichtendienste im Besonderen finden heutzutage sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt statt.

Probate Mittel der Informationsgewinnung sowie der Kontaktherstellung in der realen Welt sind etwa Besuche von Industriemessen und die Teilnahme an öffentlichen Vortragsveranstaltungen, Tagungen und Diskussionsrunden. Hier können fremde Dienste nicht nur wertige Sachinformationen gewinnen, sondern vor allem ihr Netzwerk an Gesprächspartnern erweitern, das bei Bedarf auch ohne engere nachrichtendienstliche Anbindung abgeschöpft werden kann.

In der virtuellen Welt spielen soziale Medien eine sehr große Rolle, da hier eine Vielzahl von persönlichen Daten abgeschöpft werden kann, die dann wiederum für weitere operative Zwecke nutzbar gemacht werden. Gerade in den sozialen Medien hinterlegte persönliche Informationen zu Ausbildungen, beruflichen Tätigkeiten, Familie, Freunden, zum Kollegenkreis, aber auch zu Hobbys sind ein wahrer „Schatz„ für Spione ausländischer Nachrichtendienste, die diesen dabei helfen, Personen zu identifizieren, die als menschliche Quellen zu Spionage- und Einflussnahmezwecken in Frage kommen.

Sind Zielpersonen, die als menschliche Quellen in Betracht kommen könnten, identifiziert worden, stellen ausländische Nachrichtendienste meist unter Vorspiegelung falscher Tatsachen den (Erst-)Kontakt her. Je nach Gesprächsverlauf wird die Zielperson dann in der Regel alsbald auf Arbeits- bzw. Verdienstmöglichkeiten angesprochen und mögliche Beschäftigungsverhältnisse werden in Aussicht gestellt. Eine ähnliche Vorgehensweise bei der (Erst-)Kontaktaufnahme ist dahingehend auch in den sozialen Netzwerken zu beobachten, wo nicht selten über Fakeprofile etwa vermeintliche Think Tanks oder Headhunter Kontaktanfragen stellen, bevor an die jeweilige Zielperson weitergehende Bitten, Einladungen oder lukrative Angebote zur Zusammenarbeit adressiert werden.

Im weiteren Verlauf versuchen fremde Dienste, die jeweiligen Zielpersonen noch enger nachrichtendienstlich zu verstricken. Dazu sprechen sie beispielsweise eine Einladung in das Heimatland des Dienstes aus und Betroffene werden aufgefordert, gegen Bezahlung Berichte und Analysen zu erstellen.

Dabei wird durch den jeweiligen fremden Nachrichtendienst stetig evaluiert, ob die betreffende Kontaktperson über Zugänge zu interessanten oder sensiblen Informationen verfügt. Ist das der Fall, wird der Kontakt durch den jeweiligen Nachrichtendienstoffizier weiter intensiviert. Außerdem werden zusätzliche konspirative Elemente in die Beziehung eingeführt. So verlagern die Mitarbeiter der Dienste gemeinsame Treffen mit der Zielperson an neutrale Orte wie z. B. Restaurants und bitten darum, Gespräche vertraulich zu behandeln. Die bislang offene Informationsabschöpfung wird in einem nächsten Schritt um konkrete Beschaffungsaufträge erweitert, während der Zielperson durch geschickte Gesprächsführung das Gefühl vermittelt wird, besonders bedeutend zu sein. Damit einher geht die Gewährung materieller Vorteile: Geschenke, Einladungen und sonstige Gratifikationen kommen ins Spiel.

Einflussnahme und Desinformation

Zu den klassischen vorgenannten Spionagemethoden sind in den letzten Jahren zunehmend Aktivitäten im Bereich der Einflussnahme getreten.

Mithilfe von Desinformation und Propaganda wollen andere Staaten, auch unter Zuhilfenahme ihrer Nachrichtendienste, auf die öffentliche Meinung wie auf Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Einfluss ausüben. Ziel ist es dabei, das Vertrauen der Bevölkerung in den Rechtsstaat mit seinen Institutionen und Repräsentantinnen und Repräsentanten sowie in unabhängige Medien zu beschädigen. Im Gegenzug will der fremde Akteur die eigenen Einflussmöglichkeiten ausdehnen.

Ansatzpunkte von Einflussnahme und Desinformationen können etwa das Säen von Verwirrung und Zweifel, das Verstärken vorhandener gesellschaftlicher Konfliktlinien sein, aber auch die Betonung der Überlegenheit des eigenen Gesellschaftsmodells durch den fremden Akteur sein.

Weiterführende Informationen zum Umgang mit Einflussnahme und Desinformation enthalten die Informationsangebote des Bundesinnenministeriums: „Umgang mit Desinformation“ und „Desinformation als hybride Bedrohung“.

Risikofaktoren einer vernetzten Welt

Die Aufnahme zeigt einen Geschäftsmann, der telefoniert und dabei sorglos aus dem Fenster schaut
Westend61 / GettyImages

Die weltweite Vernetzung von fast allem und beinahe jedem hat in den Bereichen Wissenschaft, Produktion, Energie, Verkehr, Wirtschaft und Administration zu immensen und tiefgreifenden Veränderungen unserer Lebens- und Arbeitswelt geführt. Der Aktionsradius von fremden Akteuren, die in Deutschland Spionage betreiben oder Einflussnahme- und Desinformationskampagnen initiieren wollen, hat sich an diese Gegebenheiten angepasst und stellt den Verfassungsschutz vor große Herausforderungen.

So spielt etwa die Ausforschung von Telekommunikationsverbindungen eine große Rolle für ausländische Nachrichtendienste:

Herkömmliche Gespräche über Telekommunikationsnetze sind grundsätzlich nicht abhörsicher. Es muss davon ausgegangen werden, dass fremde Nachrichtendienste erhebliche Anstrengungen unternehmen, um Telekommunikationsverbindungen abzufangen und abzuhören. Ein entsprechender Nachweis ist hier aber oftmals kaum zu führen, da erschwerend hinzukommt, dass die deutsche Telekommunikation zum Teil über Server oder Internetknoten im Ausland geleitet wird.

Ein weiteres Abhörrisiko besteht für alle über Funk geführten Kommunikationsverbindungen:

So können Gespräche mit Mobiltelefonen sowie WLAN- und Bluetooth-Verbindungen mit entsprechender Technik abgehört werden. Außerdem bergen gespeicherte Daten auf vernetzten Geräten ein Risiko und können in den Fokus von Spionageaktivitäten geraten. Insbesondere in sensiblen Bereichen wie z. B. im direkten Umfeld eines Unternehmens oder im Regierungsviertel der Bundeshauptstadt Berlin sind Abhörrisiken und die Gefahr von unbefugten Datenausleitungen real und nicht zu unterschätzen.

Schließlich sind auch Cyberangriffe eine wichtige Methode der Informationsgewinnung für fremde Nachrichtendienste und sind dem Bereich der Spionageabwehr zuzordnen. Besonders die Dienste der Russischen Föderation, der Volksrepublik China wie auch der Islamischen Republik Iran nutzen dieses Mittel in großem Umfang gegen Ziele in Deutschland. Aber auch Nachrichtendienste zahlreicher anderer Staaten haben den Mehrwert von Cyberangriffen längst erkannt und erweitern ihren Aktionsradius entsprechend.

Erfahren Sie mehr hierzu unter dem Themenbereich Cyberabwehr.