Zahlen und Fakten.

Islamistisches Personenpotenzial
Das islamistische Personenpotenzial setzt sich aus den Mitglieder- und Anhängerzahlen der einzelnen Beobachtungsobjekte des BfV im Phänomenbereich „Islamismus / islamistischer Terrorismus“ zusammen. Insgesamt ergibt sich für das Jahr 2024 aus den ausreichend gesicherten Zahlenangaben ein Islamismuspotenzial von 28.280 Personen.
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Gewaltorientiertes islamistisches Personenpotenzial
Das bundesweite gewaltorientierte islamistische Personenpotenzial wird aktuell auf 9.540 Personen geschätzt. Es umfasst neben dem islamistisch-terroristischen Personenpotenzial (itP) Personen, die das Merkmal der „Gewaltorientierung“ erfüllen. Unter „Gewaltorientierung“ subsumiert werden die Begrifflichkeiten „gewalttätig“, „gewaltbereit“, „gewaltunterstützend“ oder „gewaltbefürwortend“.
Reisebewegungen
Seit dem Jahr 2011 wurden mehr als 1.150 Personen bekannt, die aus islamistischer Motivation heraus aus Deutschland in Richtung Syrien und Irak gereist sind. Seit 2015 ebbte die Zahl der Ausreisen merklich ab. Neue Ausreisen Richtung Syrien und Irak werden nur noch selten festgestellt. Derzeit zeichnet sich weltweit kein Jihadschauplatz ab, der für die islamistische Szene in Deutschland eine auch nur annähernd vergleichbare Relevanz entwickeln könnte, wie Mitte der 2010er-Jahre Syrien oder der Irak.
Rückkehrer
Etwa 40% aller bekannten in Richtung Syrien/Irak gereisten Personen befinden sich wieder in Deutschland. Weiterhin liegen Erkenntnisse zu Personen im oberen zweistelligen Bereich vor, die sich aktuell in Syrien oder im Irak in Haft beziehungsweise Gewahrsam befinden.
Ein besonderes Sicherheitsrisiko stellen Personen dar, die während des Aufenthalts in Syrien und/oder im Irak ideologisch indoktriniert, militärisch im Umgang mit Waffen und Sprengstoff geschult wurden und/oder Kampferfahrungen sammeln konnten.
Neben der strafrechtlichen Verfolgung von zurückgekehrten Personen sind Maßnahmen der Deradikalisierung und Reintegration – im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes in der Terrorismusbekämpfung – stets zu berücksichtigen. Hierbei muss gerade der Umgang mit zurückkehrenden Kindern und Jugendlichen als eine gesamtgesellschaftliche Angelegenheit betrachtet werden.
Anschläge in Deutschland
Datum | Ereignis | Opferzahlen |
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23. August 2024 | Ein 26-jähriger Syrer stach auf einem Stadtfest in Solingen auf mehrere Personen ein; der „Islamische Staat“ reklamierte den Anschlag für sich. | 3 Tote, 8 Verletzte |
31. Mai 2024 | Ein 25-jähriger Afghane griff auf dem Marktplatz in Mannheim sowohl einen islamfeindlichen Aktivisten als auch Passanten und Polizisten mit einem Messer an. | 1 Toter, 5 Verletzte |
9./18. April 2023 | Ein Täter tötete in Duisburg mit einem Messer eine Person und verletzte teils lebensgefährlich vier weitere Menschen. Er reklamierte für sich, im Auftrag des IS gehandelt zu haben. | 1 Toter, 4 Verletzte |
6. November 2021 | Ein 27-jähriger Syrer griff in einem Zug zwischen Regensburg und Nürnberg drei Passagiere mit einem Messer an. | 3 Verletzte |
4. Oktober 2020 | Ein 20-jähriger Syrer attackierte in der Dresdener Altstadt zwei Männer mit einem Messer. Er gilt als Sympathisant des „Islamischen Staates“. | 1 Toter, 1 Verletzter |
27. April 2020 | Anschlagsserie auf türkischstämmige Personen in Waldkraiburg durch einen 25-Jährigen, der sich selbst als IS-Anhänger bezeichnete | 6 Verletzte |
28. Juli 2017 | Angriff mit einem Messer in einem Lebensmittelgeschäft in Hamburg; Tatverdächtiger gilt als Sympathisant des „Islamischen Staates“. | 1 Toter, 6 Verletzte |
19. Dezember 2016 | Angriff mit einem Lkw auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin; der „Islamische Staat“ bekannte sich wenig später zu der Tat. | 13 Tote, 61 Verletzte |
24. Juli 2016 | Sprengstoffanschlag durch Selbstmordattentäter in Ansbach; der Attentäter war mutmaßlich Sympathisant des „Islamischen Staates“, der den Anschlag für sich reklamierte. | 1 Toter (Täter), 14 Verletze |
18. Juli 2016 | Angriff mit Hieb- und Stichwaffe in einem Regionalzug bei Würzburg; der „Islamische Staat“ reklamierte den Anschlag für sich. | 1 Toter (Täter), 5 Verletze |
16. April 2016 | Sprengstoffanschlag auf einen Tempel der Sikh-Gemeinde in Essen; die Tatverdächtigen sind mutmaßliche Sympathisanten des „Islamischen Staates“. | 3 Verletzte |
26. Februar 2016 | Messerattacke in Hannover auf einen Polizeibeamten; die Tatverdächtige ist Sympathisantin des „Islamischen Staates“. | 1 Verletzter |
Gefährdungslage in Deutschland
Die Gefährdung durch den islamistischen Terrorismus in und für Deutschland ist anhaltend hoch. Jihadistische Organisationen, Gruppierungen oder Einzeltäter – insbesondere motiviert, vereinnahmt oder unterstützt durch den IS – verfolgen unvermindert das Ziel, jede sich bietende Gelegenheit für einen Anschlag zu nutzen. Welche Gefahr von allein handelnden Personen ausgehen kann, zeigten im Jahr 2024 die Anschläge von Mannheim und Solingen, die von (mutmaßlichen) IS-Sympathisanten begangen wurden.
Dabei geht die größte Gefahr in und für Deutschland vom Jihadismus es IS aus. Hier scheint der „Islamische Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) weiter der relevanteste IS-Regionalableger zu sein. In seinen umfangreichen Propagandaaktivitäten rief drohte dieser mehrfach mit Terroranschlägen in Deutschland.
Aber auch die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten als Folge der Terroranschläge der HAMAS gegen Israel vom 7. Oktober 2023 dienen für einzelne Personen aus der jihadistischen Szene als moralische Rechtfertigung für die Begehung von Straftaten. Die Ausweitung der Aktivitäten von HAMAS und „Hizb Allah“ auch in Deutschland trägt zu einer erhöhten Gefährdung israelischer und jüdischer Ziele bei.
Weitere Zahlen und Fakten finden Sie im Verfassungsschutzbericht.